zurück...Tell Schwandt, privat, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14..................
VerTellen
 

 Meine Großeltern
Frida und Paul 
 heiraten und verlieren ihr erstes Kind

 


Foto von der Hochzeitstorte (Text: Paul Schiller,
Frida Schiller, geb. Schulz, Vermählte
Charlottenburg den 12. Februar 1912)

Näher kennengelernt hatten sich Frida und Paul bei Besuchen im Abstinenzlerverein [vermutlich dem Deutschen Arbeiter- Abstinenten- Bund] und hatten dann auch ein rauch- und alkoholfreies Leben [bis auf wenige heimliche Eierliköre mit mir (Frida) und einzelne (oft nur halbe) Sektgläser zu Jahreswechseln in viel späteren Jahren (Paul, als Frida tot war)]. Im Abstinenzlerverein kostete damals die Flasche Selterswasser 17 Pfennige, so das sie abwechselnd jeweils 8 oder 9 Pfennige zahlten um sich eine Flasche zu teilen. Beide verstanden sich menschlich und in ihren Ansichten von Gott und der Welt. Zunächst trat Paul Schiller 1906 und dann Frida Schulz 1910 aus der Kirche aus. Die wichtigsten Papiere aus dieser Zeit haben sie aufbewahrt:
 


Und dann wird geheiratet und es kommen Gratulationen:


 



 


 
 

Vor hundert Jahren: Die neue Wohnung der Familie Schiller: Fritschestraße 24, Hof rechts, 4 Treppen rechts
 

.........

Auf die Möbel hatten Sie lange gespart und diese bei den "Deutschen Werkstätten" in Dresden bestellt.
Oben links Frida am Kochtopf.
 

......

[Diese Möbel habe ich inzwischen geerbt und sie bilden den wesentlichen Bestand meines Haushalts].
 

Und zu Ihrem Geburtstag gratulierte Paul der werdenden Mutter:

doch schon bald nach der Geburt stirbt Friedel Lucy und Frida Schiller verarbeitet den Schicksalsschlag im Gedicht:
 

Juni 15
Mein erstes Kind wir trugen es hinaus.
Liegt unterm grünen Rasenplatz
Erschüttert ist die Brust mir
Von dem großen Schmerz.
Welch eine Qual für ein Mutterherz.
Verlieren müssen was mit so viel Freud
Sie einst getragen in dem fruchtbaren Leib.
Des Vaters Stolz der Mutter Freude
Wir liebten gar so sehr sie beide
Und doch ein grausam Schicksal
Hat sie uns entrissen
die wir nun für immer entbehren müssen.
Doch darf ich jetzt nicht klagen,
denn schon neu keimts unterm Herzen
mir ein neues Leben
Das mir mein lieber guter Mann
Zum Trost für das verlorene gegeben.
Drum wünsch ich innig
Bleibe bei mir der es schuf
Daß wenn ich einst erwach in Schmerzen
Du weilst bei mir,
damit wir können scherzend
Entgegen sehen dem Glück das
neu uns lacht
Aus unsrer neuen Friedel erster
Blick und Schrei
Ach wäre es erst vorbei.
                                                      Das Gedicht im Original als pdf





Als Frida und Paul später weitere Kinder hatten, stand auf dem Schrank im Flur immer diese Putte, genannt "Schwesterlein" zur Erinnerung an Friedel Lucy. Wir haben die Putte inzwischen im Garten liegen lassen, wo sie sich fast 100 Jahre nach Friedel Lucy´s Tod nun aufgelöst hat und vergangen ist...



mehr VerTellen

zurück nach oben