Verlagsvertretung
Tell Schwandt & Gabriele Schmiga, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14, Tel
030-832 4051..bestellbuch@t-online.de
Vorschau..
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Ideologiemaschine
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Selbstermächtigung
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Bahnverkehr
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Rassismus
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Glamour
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Antimuslimischer Rassismus in Berlin
aus der Perspektive von Betroffenen...
Katrin Reimer-Gordinskaya
»Aus der Schublade kannst
du nicht springen«
Perspektiven auf Anti-Muslimischen
Rassismus in Berlin
220 S., geb., € 26,00
978-3-934900-73-8
In den letzten Jahrzehnten reißen
die Debatten über den Islam und Musliminnen und Muslime in Deutschland
kaum ab und werden auch in Berlin mit Schärfe geführt. Wie bereits
vorherige bundesweite Umfragen hat auch der »Berlin-Monitor 2023«
eine weitreichende Verbreitung antimuslimischer Einstellungen in der Berliner
Bevölkerung aufgezeigt. Sahen die einen »den Islam« als
rückständig und nicht veränderungsfähig an, wünschten
sich andere einen Zuwanderungsstopp speziell für Musliminnen und Muslime.
Was
bedeutet all dies für muslimische Berlinerinnen und Berliner? Erleben
sie Diskriminierung, und wenn ja, wie oft und wie intensiv? Was sind die
Folgen? Welche Umgangsweisen werden gefunden? Und welche Forderungen und
Perspektiven gibt es? Das Buch vereint
unterschiedliche Forschungszugänge mit dem Ziel, antimuslimischen
Rassismus in Berlin insbesondere aus der Perspektive von Betroffenen zu
beschreiben. Auf der Basis zweier quantitativer Studien, von Interviews
mit Fachleuten und von Gruppendiskussionen werden Antworten auf die aufgeworfenen
Fragen gegeben. Eine Berlin-Monitor-Studie.
Gerd Lüdemann
Der erfundene Jesus
Unechte Jesusworte im Neuen
Testament
96 S., br., € 14,00
978-3-98737-037-3
Im Neuen Testament finden sich
zahlreiche Worte Jesu, die ihm erst später in den Mund gelegt wurden
und die dennoch in den christlichen Kirchen bis heute als Gottes Wort gelten.
Von der Jesusforschung wurden diese erfundenen Worte schnell ad acta gelegt,
die Konzentration sollte auf vermeintlich echte Sprüche gelenkt werden.
Mit seiner Sammlung erfundener Jesusworte thematisiert Gerd Lüdemann
'unechte' Jesus-Sprüche und vermittelt zugleich einen Eindruck von
der Mentalität früher Christen, die diese Worte ersonnen haben.
Die Vielfalt der unechten Jesusworte zeigt deutlich, daß Jesus nach
dem Kreuzestod schnell zum Mittelpunkt eines neuen Glaubens wurde. Christen
haben von Beginn an von Jesus Antwort auf ihre Fragen erwartet und, wo
kein geeignetes Jesus-Wort vorhanden war oder ein Ausspruch nicht mehr
paßte, Worte verändert oder gar erfunden. Gerd Lüdemann
(1946-2021)
war Professor für Geschichte und Literatur des frühen Christentums
an der Georg August Universität in Göttingen und Visiting Scholar
an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA. Er war der Gründer
des Archivs »Religionsgeschichtliche Schule« an der Theologischen
Fakultät der Universität Göttingen.
Mathias Brodkorb
Postkoloniale Mythen
Auf den Spuren eines modischen Narrativs.
Eine Reise nach Hamburg und Berlin, Leipzig, Wien und
Venedig
200 S., geb., zahlr. Abb., € 24,00
978-3-98737-032-8
Die deutsche Kolonialgeschichte
währte ganze 35 Jahre. Erst 1884 begann das Deutsche Kaiserreich,
auf dem afrikanischen Kontinent sogenannte Schutzgebiete zu errichten,
verlor diese aber bereits 1919 an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs.
Mit dem Ende des Kolonialismus jedoch, so wollen uns postkoloniale Aktivisten
und ihre universitären oder musealen Stichwortgeber weismachen, kamen
Ausbeutung, Kunstraub, Versklavung und Rassismus keineswegs zu einem Ende.
Sie leben angeblich im postkolonialen
Zeitalter fort, nur raffinierter.
Da gibt es viel wiedergutzumachen. Mathias Brodkorb hat sich auf den Weg
begeben und die Hotspots der postkolonialen Wiedergutmachung im deutschsprachigen
Raum aufgesucht, die ehemaligen Völkerkundemuseen:
Statt ihrer Aufgabe des Sammelns, Bewahrens, Erforschens und Ausstellens
nachzugehen, sind sie vorrangig mit der Verfertigung des eigenen guten
Gewissens beschäftigt. Zu diesem
Zweck werden nicht nur Fakten verschwiegen, die nicht ins Bild passen,
sondern mitunter auch historische Dokumente verfälscht. Viele Museen
sind zu »Ideologiemaschinen« geworden, um den weißen
Westen einer ewigen Schuld zu überführen.
Rolf Cantzen
Deserteure
Die Geschichte von Gewissen, Widerstand und Flucht
200 S., geb., € 28,00
978-3-98737-030-4
Desertieren ein mutiger Akt des
Widerstands oder ein Verrat an der Gemeinschaft? In Kriegen gelten Deserteure
oft als »Kameradenschweine« oder Drückeberger, Menschen,
die sich ihrer Pflicht entziehen. Doch was
treibt jemanden dazu, den Dienst an der Waffe zu verweigern, Staat und
Armee die Loyalität aufzukündigen und zu fliehen? Welche
religiösen Überzeugungen, politischen oder humanistischen Ideale
sind dafür ausschlaggebend, welche Rolle spielt die spontane Selbstermächtigung,
einfach nicht mehr mitzumachen? Die Konsequenzen, die Deserteure für
ihre Entscheidung zu erwarten haben, sind in der Regel drastisch: Gesellschaftliche
Ächtung, aber auch Haftstrafen und Todesurteile drohen. Nach dem Zweiten
Weltkrieg blieben Deserteure hierzulande noch lange stigmatisiert, ihre
Richter und Ankläger konnten hingegen ihre Karrieren in Justiz und
Politik fortsetzen. Erst im Jahr 2009 wurden
die Urteile aus der NS-Zeit gegen die Desertierten vollständig aufgehoben.
Rolf Cantzen widmet sich im vorliegenden Buch den Entscheidungen, die hinter
einer Desertion stehen, sowie den Reaktionen der Obrigkeit: Dabei spannt
er einen weiten historischen Bogen vom römischen Reich über die
NS-Zeit bis zum aktuellen Ukraine-Krieg.
Wolfgang Kemp
Irgendwie so total spannend
Öffentlicher Sprachgebrauch heute
120 S., geb., € 16,00
978-3-98737-034-2
Der öffentliche Sprachgebrauch
schwankt permanent zwischen vagen und starken Aussagen, zwischen »irgendwie«
und »absolut«, »ein bisschen« und »total«.
Das locker Dahingesagte ist an das meinungsstarke Superlativische gekettet.
»Umgehungsdeutsch« und »Ultradeutsch« haben sich
längst in Podcasts und sozialen Medien, aber auch Gesprächsformaten
in Funk und Fernsehen durchgesetzt. Das führt oft zu unfreiwilliger
Komik, wie Wolfgang Kemp an vielen Beispielen zeigt. Mit den Widersprüchen
im agilen Sprachwandel von unten korrespondiert allerdings das entschlossene
Sprachdiktat
von oben. Das »woke« sensibilisierte und gegenderte Deutsch
ist als neues Kanzleideutsch aus den Verwaltungen hervorgegangen und wird
unnachgiebig durchgesetzt. »Korrektdeutsch«
findet zu Wortschöpfungen wie »Sprachaktteilnehmende«
für Sprecher...
1.
Wir wollen den Krieg nicht
2. Das gegnerische Lager trägt
die Verantwortung
3. Der Führer des Gegners
ist ein Teufel
4. Wir kämpfen für eine
gute Sache
5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten
Waffen
6. Der Gegner begeht mit Absicht
Grausamkeiten, wir nur versehentlich
7. Unsere Verluste sind gering,
die des Gegners enorm
8. Künstler und Intellektuelle
unterstützen unsere Sache
9. Unsere Mission ist heilig
10. Wer unsere Berichterstattung
in Zweifel zieht, ist ein Verräter:
Anne Morelli
Prinzipien der Kriegspropaganda
6. Auflage
156 S., br., € 16,00
978-3-86674-415-8
Anne Morelli hat Die Prinzipien
der Kriegspropaganda aufdecken können, die offensichtlich so etwas
wie die zehn Gebote der Kriegsfürsten für die 'Heimatfront' darstellen.
Sie werden mit historischen Beispielen aus den Kriegen der letzten einhundert
Jahre belegt - und zwar mit Beispielen von beiden Seiten der jeweiligen
Konflikte. Allen offiziellen Verlautbarungen, so das Fazit der Autorin,
muß im Konfliktfall mit systematischem Zweifel begegnet werden. Denn
ihre Wahrheit kann erst geprüft werden,
wenn es zu spät ist - nach dem Krieg
('Sadam
Hussein verfügt über ein ganzes Arsenal von Massenvernichtungswaffen').
Ute Cohen
Glamour
Über das Wagnis, sich kunstvoll zu inszenieren
Essay, herausgegeben von Anne Hamilton
144 S., geb., € 18,00
978-3-98737-031-1
Glamour entsteht, wo sich Schönheit
und Eleganz öffentlich inszenieren und in den bewundernden Blicken
der Zuschauer spiegeln. Opulent und doch prekär, ganz präsent
und doch kaum nahbar, ist die glamouröse Erscheinung eigens für
den Moment geschaffen und beansprucht doch Dauer. Seine hohe Zeit hatte
Glamour in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die Aura der
Leinwandstars das Kinopublikum in Bann zu schlagen vermochte. Er braucht
das Rampenlicht, setzt Eigensinn und Risikobereitschaft voraus, ist verschwenderische
Lust an der Selbstinszenierung. Glamour
entfaltet seine Wirkung fast schockartig, verschlägt den Atem, macht
sprachlos. Wer ihm begegnet, verlässt
die Niederungen des Alltags. Obwohl wir heute im öffentlichen Raum
fast ausschließlich von ästhetischer Tristesse umgeben sind,
scheint das Verlangen nach solch glanzvollen Auftritten zaghaft wiederaufzuleben.
Ute
Cohen jedenfalls erkennt in unserer Gegenwart ermutigende Anzeichen
dafür, dass der Glamour seine bezwingende Strahlkraft nicht verloren
hat.
Wie
moralisch aufgeladene Kampagnen und identitätspolitische Forderungen
zunehmend rechtsstaatliche Prinzipien aushebeln
Patrick Bahners
Kampagne in Deutschland
Bénédicte Savoy und der Streit um die
Raubkunst
Herausgegeben von Anne Hamilton
272 S., geb., € 20,00
978-3-86674-825-5
Die Debatte um Raubkunst und Restitution
wird seit einiger Zeit mit großer Vehemenz geführt. Schlüsselfigur
dabei ist die in Berlin und Paris lehrende französische Kunsthistorikerin
Bénédicte
Savoy. Gemeinsam mit Felwine Sarr, dem senegalesischen Sozialwissenschaftler,
erstellte sie im Auftrag von Emmanuel Macron einen »Bericht«
über die Möglichkeiten einer Rückgabe afrikanischer Kulturgüter,
die sich in französischen Museen befinden. Die Wirkung dieses Berichts
entfaltete allerdings in Deutschland eine ungleich größere Wirkung:
Mit der Eigentumsübertragung des Komplettbestands der Benin-Bronzen
wurde hierzulande ein Präzedenzfall geschaffen. Das
Prinzip der Unveräußerlichkeit des öffentlichen Kulturbesitzes
ist zurückgetreten hinter der Maxime »Im Zweifel für die
Restitution«. Patrick Bahners erörtert
anhand von Savoys Texten den Mechanismus, der die öffentliche Debatte
mittlerweile antreibt. Kunst gerät (wieder) zum Gegenstand eines quasi-religiösen
moralischen Enthusiasmus, und Wissenschaft wirkt im Namen des Expertentums
über medialen Druck auf die Politik ein.
200
Fotos zeigt Modellentwürfe von Bühnen- und Raumvisionen
der Studierenden der Szenografie
an der Hochschule Hannover:
Colin Walker und Friedrich Weltzien
dunkelhell
Szenografische Raumfindungen
2002-2024
208 S., br., € 38,00
978-3-98737-029-8
»dunkelhell. Szenografische
Raumfindungen« lebt von der Erfindungsgabe Studierender der Szenografie
an der Hochschule Hannover. Zu sehen sind Fotografien ihrer Modellentwürfe
von Bühnen- und Raumvisionen für Theater, Opern und experimentelle
Projekte mit Sprache und Musik. In ihnen
verschwinden die wahren Größen. Nichts ist, wie es scheint,
alles ist Theater. In verkleinerten Formen werden Lebensräume erfunden
und eine Vorstellung ihrer Realisierung imaginiert. In ihnen verbinden
sich Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit, Kunst und Natur,
Heiterkeit und Angst. Die physische Begrenztheit des kleinen Modells ermöglicht
größte Freiheit in der Gestaltung, gibt Einblicke in Ideen und
Fantasien, die zu den je eigenen bildnerischen Visionen und Interpretationen
führten, und bringt kunstvolle Objekte hervor, die nach Vollendung
ihrer wichtigen Rolle meist verschwinden. Was bleibt, sind die Fotografien.
Dieser Werkprozess stellt immer neue Wechselbeziehungen her. In diesem
Buch erhält das kleine Modell über die Fotografie seine Würdigung.
Ein Gedankenaustausch zwischen Colin Walker und Friedrich Weltzien führt
zu unterschiedlichen Themen und beleuchtet en passant die Anschauungsweise
auf szenografische Inhalte.
Johann-Günther König
Anschluss verpasst!
Die Krise der deutschen Bahn
128 S., br., € 16,00
978-3-9873702-2-9
Mal kommt der Zug, mal kommt
er nicht, mal gehen die Türen auf, mal blockieren sie, mal gibt es
Kaffee, mal fehlt das Personal im Bordbistro. Der
Bahnbetrieb in Deutschland ist für viele Überraschungen, aber
nicht für verlässliche Transportleistungen gut. Gibt es Grund
zur Hoffnung auf bessere Bahnzeiten? Alles soll in den kommenden Jahren
besser oder sogar erstklassig werden: das Schienennetz, der Komfort in
den Wagen, der Service, die Anschlüsse und die Pünktlichkeit.
Fragt sich nur, ob der versprochene Deutschlandtakt zumindest von den jungen
Leuten noch erlebt werden kann.
Heinrich Thies
Die verlorene Schwester - Elfriede und Erich Maria
Remarque
Eine Doppelbiografie
370 S., br., € 28,00
978-3-86674-618-3
Am 16. Dezember 1943 wurde die
Damenschneiderin Elfriede Scholz nach der
Denunziation durch eine Freundin in Berlin-Plötzensee enthauptet-
wegen angeblicher »Wehrkraftzersetzung«, aber auch wegen
ihres berühmten Bruders: Erich Maria Remarque.
Der Autor des Antikriegsromans »Im Westen nichts Neues«, in
Nazideutschland verfemt, hielt sich während des Zweiten Weltkriegs
in den USA auf und verkehrte mit Emigranten und Filmstars wie Marlene Dietrich
und Greta Garbo - wohlhabend, aber entwurzelt. Vom Tod seiner Schwester
erfuhr er erst 1946.Heinrich Thies erzählt in lebendigen Szenen die
Geschichte von zwei unterschiedlichen Geschwistern im Strudel der Weltgeschichte.
Dabei stützt er sich auf zum Teil unveröffentlichte Dokumente
wie Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Gerichtsakten.
Gerd Hankel
Ruanda 1994 bis heute
Vom Vorhof der Hölle zum
Modell für Afrika - Wahrheit und Schein in Ruanda
180 S., br., € 18,00
978-3-98737-019-9
Von April bis Juli 1994 wurden
in Ruanda Hunderttausende Menschen wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit
umgebracht. Auf das Verbrechen folgte ein staatlicher Neuaufbau, der als
beispielhaft gilt. Und doch ist die Region bis heute nicht zur Ruhe gekommen.
Der Völkerrechtler Gerd Hankel hat Ruanda und die umliegenden
Länder vielfach besucht und die Entwicklung des Landes über zwanzig
Jahre hinweg beobachtet und begleitet. In seinem Buch erörtert er
nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte Ruandas, sondern
auch die tiefgreifenden Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert
ist. Er beleuchtet die Hintergründe und Interessen, die im Spiel sind,
und macht auf diese Weise deutlich, dass Politik und Zynismus oftmals nahe
beieinanderliegen. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung Ruandas werfen eine
Reihe von Fragen auf, die auch unseren Blick auf Gewalt und Unrecht betreffen.Für
die Aktualisierung und Erweiterung seines 2019 zuerst vorgelegten Buchs
hat der Autor die Region erneut bereist, um die jüngsten Entwicklungen
zu beurteilen. So ist eine Neuausgabe entstanden, die die Geschichte Ruandas
bis auf den heutigen Tag fortschreibt.
Petra Kipphoff
Max Beckmann
Der Maler als Schreiber
129 S., br., € 20,00
978-3-86674-805-7
Max Beckmann war nicht nur ein
bedeutender Exponent der künstlerischen Moderne. Auch in seinen Schriften
erweist er sich als Meister der Zeit- und Selbstdiagnose.
Petra Kipphoff, die langjährige
Kunst- und Literaturkritikerin der »ZEIT«, hat sich dieser
bisher kaum beachteten Texte angenommen.
Beckmanns Zeugnisse eines außergewöhnlich
bewegten Lebens fügen sich in diesem Buch zu einem autobiografischen
Drama zusammen.
Das
einzige Werkzeug der Vorzeit, das sich noch heute in jedem Haushalt befindet.
Michael Simon Karg
Am Anfang war der Knoten
Die zentrale Bedeutung des Knotens für die Menschheit.
Eine Kulturgeschichte
296 S., br., € 28,00
978-3-86674-990-0
Warum Knoten? Der Knoten ist so
allgegenwärtig, dass wir ihn im Alltag kaum wahrnehmen. Dabei haben
Menschen schon geknotet, bevor sie sprechen konnten. Zeit für eine
Würdigung dieser unterschätzten Kulturtechnik und für die
Klärung der Frage, warum der Knoten
für die Menschheitsentwicklung bedeutender ist als das Rad.
Erweiterte
Neuausgabe mit neuen Dokumenten, unbekannten Fotos und einer Zeittafel:
Marion Tauschwitz
Selma Merbaum Ich habe keine Zeit gehabt zuende
zu schreiben
Biografie und Gedichte.
mit einem Vorwort von Iris Berben
359 S., br., € 28,00
978-3-98737-003-8
Die junge jüdische Lyrikerin
Selma Merbaum starb 1942 mit 18 Jahren in dem deutschen Zwangsarbeitslager
Michailowka in der heutigen Ukraine.
Nur 57 handschriftlich niedergeschriebene
Gedichte umfasst ihr schmales Werk »Blütenlese«, das auf
abenteuerliche Weise überlebt hat und auf der letzten Seite mit dem
Satz abschließt: "Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben
"
Hommage
an die Höflichkeit und ein Lob der distanzierten Nächstenliebe
Martin Scherer
Takt
Über Nähe und Distanz im menschlichen Umgang
zu Klampen Essay - herausgegeben von Anne Hamilton
120 S., geb., € 14,00
978-3-98737-026-7
Das Taktgefühl gewährt
mentalen Schutz, lässt uns dem anderen mit Verständnis begegnen,
ohne dass wir seine Motive zwangsläufig nachvollziehen müssen.
Obgleich es auf Konventionen beruht, ist es doch mehr Improvisation als
Spiel nach Noten. Martin Scherer legt eine Analyse des Taktgefühls
vor. Denn nur Abstand und Ritual bieten
Schutz vor Verletzung und vermögen
jene hochaggressive Spezies namens Mensch zu kultivieren.
Hans Kollhoff
Architektur
Schein und Wirklichkeit
128 S., geb., € 18,00
978-3-86674-792-0
Kollhoffs architektonische Praxis
hat sich der Trostlosigkeit reiner Zweckbauten einerseits und dem Lärmen
launiger Renommierprojekte andererseits stets verweigert, um Bauten
zu schaffen, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind.
Gerhard Stadelmaier
Regisseurstheater
Auf den Bühnen des Zeitgeistes
128 S., geb., € 18,00
978-3-86674-522-3
Seit vier Jahrzehnten begleitet
und kommentiert der Autor das Treiben auf deutschsprachigen Bühnen.
Wie
so viele verzweifelt er regelmäßig daran. Aber wie kaum ein
anderer lässt er sich auch vom Zauber,
den das Theater zu entfalten vermag, mitreißen
und spart in diesem Essay folglich keinesfalls jene Glücksmomente
aus, die ihm seine Begeisterungsfähigkeit erhalten.
Andrea Köhler
Vom Antlitz zum Cyberface
Das Gesicht im Zeitalter seiner
technischen Manipulierbarkeit
124 S., geb., € 16,00
978-3-98737-027-4
Unendlich vielfältig drückt
sich das Innere des Menschen in seinem Gesicht aus. Doch wenn das menschliche
Antlitz im Zeitalter seiner technischen Manipulierbarkeit beliebig verändert,
korrigiert, neu entworfen werden kann, droht
es zum Abziehbild kulturindustrieller Stereotypen zu werden. Heute
ist die technische Entwicklung dabei, das Verhältnis von Natürlichem
und Künstlichem zu verkehren. Der zunehmende Einsatz von Schönheitschirurgie,
Photoshop oder KI-generierten Deep Fakes degradiert das reale Antlitz zum
bloßen Material, aus dem ein beliebig wählbares virtuelles Konterfei
geformt werden kann.
Eine
Welt für sich, in der wir uns fast wie zu Hause fühlen dürfen
und doch immer nur zu Gast sind.
Leben im Hotel
200 S., geb., € 14,00
978-3-98737-013-7
Mehr als ein Jahrhundert lang war
das Hotel aus dem gesellschaftlichen Leben nicht wegzudenken. Oft stand
es an den schönsten Orten, verhieß Luxus und Unbeschwertheit.
Es bot eine Kulisse für den großen Auftritt - und für Ereignisse
der Weltgeschichte. Für Reisende spielte es eine Hauptrolle. Auf Kunst,
Literatur und Film hat das Leben im Hotel immer wieder inspirierend gewirkt.
Als Gegenentwurf zur Alltäglichkeit des ständigen Wohnsitzes
fasziniert es bis heute. Das Hotel ist weit mehr als nur ein Haus zum Übernachten.
Erst seine Gäste machen es zu dem, was es ist: Drehscheibe der Gesellschaft,
Sehnsuchts- und Zufluchtsort. Im Schutz seiner Halböffentlichkeit
gedeihen weiterhin politische und private Dramen. Allein deshalb bleibt
es, wie Marion Löhndorf überzeugend und unterhaltsam argumentiert,
ganz
einfach unverzichtbar.
Kleine
Zäsuren im Lebens-Lauf
Leander Steinkopf
Der Reiz des Verbotenen
Über die Freiheit jenseits des Erlaubten
zu Klampen Essay - herausgegeben von Anne Hamilton
188 S., geb., € 20,00
978-3-98737-028-1
Der Regelverstoß als anarchische
Zäsur im wohlgeordneten Alltag: Was macht den damit verbundenen Nervenkitzel
selbst für brave Zeitgenossen so reizvoll? Dient gelegentliche Abweichung
vom Regelkonformen vielleicht dazu, unsere Autonomie zu behaupten? Ist
sie am Ende bedeutender Teil des Menschseins? Hält der Regelbruch
mitunter das geregelte Leben am Laufen und hat womöglich sogar das
Potenzial, gesellschaftliche Entwicklungen voranzutreiben?
DER
10. BAND
Ulrich Sonnemann
Schriften 10
Vermischtes
Literatur, Kunst, Musik, Philosophie,
Psychologie, Psychohistorie
544 S., geb., € 48,00
978-3-934920-70-5
Aus dem Inhalt: H. G. Wells
und der soziale Gedanke Über die sogenannte Blut- und Bodenliteratur
Sex und Terpsichore Thomas Mann oder Maß und Anspruch Gebetsmühle
mit Düsenantrieb. Zu Norman Vincent Peale Rheinische Alternative.
Heinrich Böll zum 50. Geburtstag Erkenntnis als Widerstand. Theodor
W. Adorno
Prosa-Gedichte-Aphorismen-Briefe-Übersetztes
Ulrich Sonnemann
Schriften 9
Literarisches
Romane, Erzählungen, Gedichte,
Dialoge, Aphorismen, Feuilletons
608 S., geb., € 48,00
978-3-934920-69-9
Aus dem Inhalt:
Erste Abteilung: Originales
Prosa: Doktor
Lassings Gedanke Glückskran Träume auf Ödholm Die
Dickichte und die Zeichen Kalter Krieg oder Die Freiheit Fabulatorisches
und Närrische Narrationen
Gedichte: Ballade
von der Wasserleiche Erinnerung Begrüßungsworte zu einem
Pinscherball Fünf Stationen am Autorenweg Bilder aus der deutschen
Vergangenheit
Kinderreime Letztendlicher
Limerick Herrn Mao Tse Tung, Peking Raptus Responsum Rhapsodici (an
Elazar Benyoëtz) Limerickscha fünfräderig (für Heinrich
Maria Ledig-Rowohlt) Reisebericht (für Heinrich Böll)
Aphorismen:
Grenzübertritte Geschichten in einem Satz Epische Epigramme
Zettelwirtschaft Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond
Briefe: ...
an Katharina Focke, Axel Matthes, Willy Brandt und König Ödipus
Anhang:
Der Hirnschrittmacher
Zweite Abteilung:
Übersetztes: James
Joyce, Zwei Absätze aus »Finnegans Wake« Ogden Nash,
Ausgewählte Gedichte Lewis Carroll, »Die Jagd auf den Schnurch«
Hermann Melville, »Die Spießerbank« William Shakespeare,
Sonett LXVI Barbara Garson, »MacBird«
Anhang:
Neal Ascherson, Kiesinger
»Kurz
Buch ist ein wirtschafts-philosophischer Thriller« Capital
Robert Kurz
Weltordnungskrieg
Das Ende der Souveränität
und die Wandlungen des Imperialismus im Zeitalter der Globalisierung
450 S., br., € 40,00
978-3-86674-637-4
Mit der Globalisierung ging die
Hoffnung einher, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen imperialer
Mächte durch einen friedlichen Wettstreit konkurrierender Marktteilnehmer
ersetzt würden. Robert Kurz entlarvt diese Hoffnung als Täuschung.
Globalisierung ist für ihn Imperialismus mit anderen Mitteln, ein
Imperialismus, der sich längst in einen Weltordnungskrieg verwandelt
hat. Fast zwanzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen hat »Weltordnungskrieg«
nichts von seiner Aktualität verloren. Die Zerfallsprozesse, die sogenannten
militärischen Interventionen, Stellvertreterkriege sowie ihre Folgen,
die Hungerkatastrophen, Flüchtlingsströme und Umweltzerstörungen
nehmen immer weiter zu.
Wichtige
Eindrücke zu Alban Berg, Robert Musil, Otto Klemperer, Joseph Roth,
Josef Frank, Ernst Bloch...
Cornelia Weidner
Ein Leben mit Freunden
Über Soma Morgensterns autobiographische
Schriften
240 S., br., € 28,00
978-3-86674-796-8
Soma Morgenstern gehörte zu
den zahllosen Schriftstellern, die vom Nationalsozialismus ins Exil gezwungen
wurden. Er musste emigrieren, bevor er sich als Schriftsteller einen Namen
hatte machen können. Das Exil brachte ihn um die ersehnte literarische
Wirkung - ein Autor, der bis zu seinem Tod ohne Leserschaft blieb. Morgenstern
wurde 1890 in Ostgalizien geboren. Nach seinem Studium wurde er 1928-1934
Wiener Kulturkorrespondent der "Frankfurter Zeitung". Am
Tage der Annexion Österreichs durch Deutschland flüchtete er
nach Paris. Seit Kriegsbeginn mehrfach interniert, konnte er über
Marseille, Casablanca und Lissabon 1941 nach New York entkommen.
Da ist er 1976 gestorben.
»Verloschene
Lichter« - vierter Band:
Mordechai Strigler
Schicksale
Ein früher Zeitzeugenbericht über die Opfer
der Schoah
694 S., br., € 48,00
978-3-98737-002-1
Mordechai Strigler schuf mit seiner
Buchreihe »Verloschene Lichter« ein literarisches Denkmal
für die Opfer der Schoah.
Nach »Majdanek«,
»In den Fabriken des Todes« und »Werk C«
erschien mit »Schicksale« nun der vierte Teil und Abschluss
der Tetralogie. Strigler liefert
hier ungewöhnlich offen eine Sozialstudie jüdischer Schicksale
in deutscher Gefangenschaft.
- Majdanek, Ein früher Zeitzeugenbericht
vom Todeslager, ISBN 978-3-86674-527-8, 228 S., br., € 24,00
- In den Fabriken des Todes, Ein
früher Zeitzeugenbericht vom Arbeitslager ISBN 978-3-86674-557-5,
400 S., br., € 30,00
- Werk C, Ein Zeitzeugenbericht
aus den Fabriken des Todes, ISBN 978-3-86674-595-7, 460 S., br., €
32,00
Auch
eine Einführung in Herbert Marcuses Kritische Theorie
Herbert Marcuse
Kapitalismus und Opposition
Vorlesungen zum eindimensionalen
Menschen, Paris 1974
152 S., br., € 18,00
978-3-86674-559-9
Politisch konkreter als noch im
»Eindimensionalen Menschen« und erstaunlich
aktuell stellt Marcuse hier die globalen Bedrohungen durch den entfesselten
Neoliberalismus dar. Er zeigt konkrete
Möglichkeiten auf, die für eine befreite Gesellschaft bereits
in der bestehenden Industriegesellschaft vorhanden sind, die aber durch
die kapitalistischen Machtverhältnisse blockiert werden.
Herbert
Marcuse und Leo Löwenthal
Peter-Erwin Jansen
Über Herbert den Greisen und Leo den Weisen
284 S., br., € 28,00
978-3-86674-790-6
Peter-Erwin Jansen hat sich in
seiner publizistischen, editorischen und archivalischen Tätigkeit
große Verdienste um das geistige Erbe Herbert Marcuses und Leo Löwenthals
erworben. Der Band versammelt einige der wichtigsten Studien und Aufsätze,
die er während seiner langjährigen Arbeit an den Archiven dieser
beiden Klassiker kritischen Denkens verfasst hat. Teilweise sind es unveröffentlichte
Texte, teilweise in unterschiedlichen Publikationen erschienene Arbeiten.
Beigefügt
sind diesem Band Schriften von Marcuse und Löwenthal sowie eine Auswahl
zuvor noch nicht publizierter Briefwechsel zwischen den beiden Philosophen.
Martin Jay geht in seiner Einleitung nicht nur auf die Freundschaft der
beiden ab 1965 in Kalifornien lebenden Wissenschaftler ein, sondern diskutiert
die intellektuellen freundschaftlichen Bindungen als einen zentralen Aspekt
der Existenz im Exil. Einige Fotos aus dem privaten Fotoalbum von Marcuse
werden hier erstmalig publiziert.
Andrea Köhler
Scham
Vom Paradies zum Dschungelcamp
zu Klampen Essay - herausgegeben von Anne Hamilton
160 S., geb., € 16,00
978-3-86674-551-3
Scham gehört zum Menschen
wie die Geschlechtlichkeit und das Bewusstsein - davon erzählt schon
die Geschichte vom Sündenfall. Kaum eine Empfindung besitzt mehr Macht
im Alltag und kaum eine ist heutzutage tabuisierter als sie. Obwohl sie
scheinbar zuerst auf das Sexuelle zielt, trifft sie uns ganz, Körper
und Seele zugleich. Beschämung wird als Machtinstrument gnadenlos
instrumentalisiert. Doch als Mechanismus,
der die empfindlichsten Anteile der Persönlichkeit schützt, ist
das Schamgefühl nicht nur ein moralischer Kompass, sondern auch eine
Schildwache der Integrität - obgleich
sein Stern im heutigen Selbstdarstellungsrummel zu sinken scheint. Andrea
Köhlers Essay geht den ambivalenten Spuren, welche die Scham im Alltag,
in der Politik, der Kindererziehung, der Literatur, der Kunst und in den
sozialen Medien hinterlässt, nach und zeigt auf eindrucksvolle Weise,
wie prägend die Macht dieses vermeintlich altmodischen Affekts für
unser persönliches und gesellschaftliches Leben bleibt.
Zur
Sabotage des Schicksals
Ulrich Sonnemann
Schriften 3
Negative Anthropologie. Spontaneität
und Verfügung. Sabotage des Schicksals
590 S., geb., € 48,00
978-3-934920-63-7
'Es geht im wesentlichen darum
zu zeigen, daß alle positiven Anthropologien, alle Lehren vom Menschen
und seinen Verhältnissen, also auch im weiteren Sinne gesellschaftlichen
Verhältnissen, die so tun, als könnten sie sich selber abtrennen
von dem Prozeß, über den sie Theorien sind, genau in diesem
sehr einschneidenden, sehr entscheidenden Punkt sie mißlingen. Woraus
dann folgt, daß, was positiv die Menschen seien, sich eigentlich
nur negativ bestimmen läßt, es läßt sich ableiten
aus der Verleugnung des Menschlichen, seiner Abwesenheit. Insofern geht
es dabei schon um die Berechtigung - nur außerhalb von Theorien natürlich
- konkreter Utopien.'
Brutale
Verbrechen, Cold Cases und Irrtümer
Gisela Friedrichsen
»Ich bin doch kein Mörder«
Gerichtsreportagen 19892004
320 S., br,. € 28.00
978-3-86674-589-6
Gerichtsverfahren sind nicht nur
aufwühlend, sondern vor allem für Außenstehende häufig
verwirrend. Die ehemalige langjährige Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela
Friedrichsen beleuchtet mit Sensibilität und analytischer Schärfe
die Möglichkeiten und Grenzen der Justiz. In ihren Reportagen geht
es jedoch nie nur um den einzelnen Fall, sondern immer auch um den Zustand
der Gesellschaft, in der er sich ereignet hat. Es geht um die Psychologie
der Menschen auf der Anklagebank. Und es geht nicht zuletzt um das Urteilen
von Menschen über Menschen in einer Zeit, in der die Medien oft genauso
viel Schaden anrichten können wie die Straftäter selbst. Gisela
Friedrichsen
schlüsselt die Strafprozesse für die Öffentlichkeit
auf und macht ihre Bedeutung erkennbar. Ihre
eindringlichen Gesellschaftsskizzen sind aber auch ein Stück Zeitgeschichte:
von der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit über rechtsradikale Verbrechen
bis hin zu Sexualdelikten und Straftaten im familiären Umfeld sowie
der Problematik von Justiz und Strafvollzug.
Imre Grimm
Lichtstreife und Arschtritte
Neue Kolumnen aus einem lustigen
Land
2. Auflage
240 S., geb., € 20,00
978-3-86674-999-3
Was weiß Alexa über
mich? Was kostet einmal Fluchbrechen? Haben die Young Boys Bern eine Altherrenmannschaft?
Was
ist ein »Schnurz« und warum ist der immer »piepegal«?
Warum sind die meisten Köche Männer, aber die meisten Männer
keine Köche? Sind Fahrstühle Orte des Argwohns und Treppenhäuser
Orte der Solidarität? Ist ein Stundenlohn von 93 Pfennig eine angemessene
Gage für Straßenmusik in Paris? Und wenn man gleichzeitig weint
und lacht erscheint dann ein Regenbogen?
Martin Scherer
Hingabe
Versuch über die Verschwendung
Herausgegeben von Anne Hamilton
104 S., geb., € 14,00
978-3-86674-636-7
Im Internetzeitalter scheinen wir
in einer postpassionierten Gesellschaft zu leben. Statt in das Klagen darüber
einzustimmen, empfiehlt Martin Scherer ein wirksames Gegenmittel: Hingabe.
Immer wieder hören wir heute, dass Leidenschaft, Eros und Intimität
im Verschwinden begriffen seien und wir in völlig entromantisierten
Zeiten lebten. Der Wunsch nach unverbindlichem Matching habe die Suche
nach dem Glück im und mit dem Anderen verdrängt. Martin Scherer
lässt sich von solchen Befunden nicht beeindrucken. Stattdessen sucht
er nach einem Gegengewicht zur Beliebigkeit unseres spätmodernen Zeitgeistes.
Ein
fast schon in Vergessenheit geratener Begriff, der für pure Anti-Ökonomie
steht, soll ihn dabei leiten: Hingabe.
Im Zustand der Hingabe verwandelt der Mensch sich in einen Liebhaber, der
sich in einem Anderen verliert, um sich zugleich im bedingungslosen Erleben
zurückzugewinnen. Auch wenn wir hier meist vor allem an Erotik denken,
lässt sich Hingabe als tätige Verschwendung von Aufmerksamkeit,
Zeit und Energie auch anderswo finden. Kunst und Wissenschaft etwa, aber
auch die Sammelleidenschaft sind Paradebeispiele dafür. Es bedarf
nur dieser einen paradoxen Stärke: für etwas schwach werden zu
können.
André Sellier
Zwangsarbeit im Raketentunnel
Geschichte des Lagers Dora
627 S., geb., € 48,00
9783924245955
Daß der Krieg nicht mehr
zu gewinnen sein würde, zeichnete sich für Nazi-Deutschland 1943
immer deutlicher ab. Desto mehr hofften die Verantwortlichen auf die geheime
Raketenrüstung, auf »Wunder-« und »Vergeltungswaffen«.
Mittelbau-Dora, im südlichen Harz gelegen, wurde daher in größter
Eile zur Raketenschmiede des Nazireichs ausgebaut. In
der unterirdischen Fabrik konnte die Raketenproduktion vor Luftangriffen
geschützt betrieben werden. Als Arbeitskräftereservoir dienten
Häftlinge des Konzentrationslagers. Dora
ist bis heute sagenumwoben. Ebensowenig wie die Nazis während des
Krieges wollten die Alliierten danach, daß der Schleier um das Geheimlager
gelüftet würde, da sie die Forschungsleistungen der Wissenschaftler
um Wernher von Braun nun selbst für ihre Raketenprogramme zu nutzen
gedachten. André Sellier, Historiker und selbst ehemaliger
Lagerinsasse, ist es gelungen, die in Mittelbau-Dora exemplarische Verbindung
von Fortschritt und Barbarei aufzuzeigen. Er hat ehemalige Häftlinge
befragt und die Berichte der Überlebenden mit dem vorhandenen Quellenmaterial
zu einer einzigartigen Chronik des Lagers und des Lagersystems verwoben.
Sellier, Jahrgang 1920, wurde als Mitglied der Résistance 1943 von
der Gestapo verhaftet. Von Februar 1944 bis April 1945 war er Häftling
im Lager Dora.
Stilistischen
Patzer stammen aus den Federn großer Schriftsteller.
Stefan aus dem Siepen
Wie man schlecht schreibt
Die Kunst des stilistischen Missgriffs
Herausgegeben von Anne Hamilton
280 S., geb., € 24,00
978-3-98737-001-4
Stilkunden beschäftigen sich
in der Regel mit dem, was als guter Stil gilt, der schlechte findet allenfalls
am Rande Erwähnung. Dabei ist er, statistisch gesehen, viel verbreiteter
als der gute und verdiente schon deshalb größere Aufmerksamkeit.
Stefan aus dem Siepen legt mit seiner spiegelverkehrten Stilkunde keine
Anthologie pedantisch kompilierter literarischer Fehlgriffe vor, vielmehr
erweist
er dem Geglückten seine Reverenz. Denn die Reflexionen über das
sprachliche Pappmaché handeln immer auch von den edleren Materialien
der Literatur.
Der Freibeuter,
so belegt dieses Buch eindrucksvoll, taugt keinesfalls als sozialromantische
Kultfigur:
Siegfried von Kohlhammer
Piraten
Vom Seeräuber zum Sozialrevolutionär
Herausgegeben von Anne Hamilton
168 S., geb,. € 18.00
978-3-86674-612-1
Piraterie zählte einst neben
Krieg, Seuchen und Hungersnöten zu den Geißeln der Menschheit,
der Seeräuber galt als "Feind aller". Ab dem 17. Jahrhundert erfuhr
der Pirat jedoch eine soziale und politische Aufwertung. In
der aufklärerischen Literatur romantisiert, wird er seit den frühen
achtziger Jahren entweder als Rebell und Vorkämpfer für Freiheit
und Gerechtigkeit oder als hedonistischer Anarchist gefeiert.
Im Gegensatz zum sozialromantischen Bild, das uns seit der Zeit der Voraufklärung
begleitet, bleibt Piraterie das, was sie seit eh und je gewesen ist: ein
organisiertes Verbrechen.
Too
old to rock n roll, too young to die ein Roadtrip mit dem Soundtrack
der Siebziger!
Wolfram Hänel
Rollator Blues
Vielleicht muss man ja doch
nicht sterben
456 S., br., € 24,80
978-3-86674-821-7
Fast fünfzig Jahre ist es
her, dass Kurt Appaz und seine Freunde gleich nach dem vermasselten Abitur
in einem VW-Bus an die französische Atlantikküste gefahren sind.
Sie wollten ihre Freiheit auskosten und später mal ein ganz anderes
Leben führen. Die Träume von damals haben sich nicht erfüllt,
alles ist anders gekommen, als sie sich erhofft hatten. Aber sie haben
ihre Träume nicht vergessen und so wollen die fünf sich und
dem Rest der Welt beweisen, dass da noch was geht. Wieder
führt der Weg mit einem VW-Bus zum Atlantik, auf derselben Route wie
1975
Holger Dreyer
The Legend of Port Ellen Distillery
96 S., geb., € 29.80
978-3-934900-63-9
This book is the attempt to compile
for the first time in one single edition all the information about Port
Ellen Distillery, which previously had been spread across various works.
The chapters of this book include
the whole history of the Port Ellen Distillery.
Johannes Saltzwedel
Werthers Welt
Das Jahr 1774 in Bildern, Büchern
und Geschichten
312 S., br., € 38,00
978-3-86674-996-2
Goethes Roman von den »Leiden
des jungen Werthers« war ein Großereignis der deutschen und
europäischen Literaturgeschichte. Worüber
diskutierte die Lesewelt 1774, wen traf der eben 25-jährige Autor
- und was passierte sonst in Europa und der Welt? Davon
erzählt dieses Panorama: Tagesgenau, reich bebildert mit zeitgenössischen
Porträts, ergänzt durch eine Galerie wichtiger oder kurioser
Bücher aller Fachgebiete, die zugleich erschienen. Der Streifzug führt
von Kapitän Cooks Antarktis-Fahrten über Operntriumphe in Paris
bis zu den Hochstapeleien einer falschen Zarin; man erfährt von Turmfrisuren,
Rokoko-Palästen, Sektierern und Erpressern, von fleißigen Kupferstechern
und findigen Physikern, erlebt Professoren als Kurgäste und Monarchen
bei der riskanten Pockenimpfung. Man hört vom ersten recycelten Papier,
ja sogar einem elektrischen Telegraphen. Aber auch einige Anzeichen revolutionären
Geistes sind schon zu spüren.
Eckhard Henscheid
Die Nackten und die Doofen
Aufsätze zur Kulturkritik, 2. Aufl. 2019
169 S., br., € 14,80
978-3-86674-606-0
Eckhard Henscheid gehört seit
Jahrzehnten zu den wichtigsten und unterhaltsamsten Kulturkritikern Deutschlands.
Der schon recht lange eingeführte Begriff der "Kulturkritik" scheint
seine beste Zeit hinter sich zu haben. Er ist mittlerweile gar etwas in
Verruf gekommen, wirkt veraltet und überholt, wie ein Relikt des antiquierten
Kulturverständnisses sowohl der Konservativen als auch der Links-Progressisten.
Gerhard Staguhn
Und ewig lockt das Haar
Was es bedeutet, wie es wächst und warum es uns
so anzieht
184 S., br., € 18,00
978-3-86674-591-9
Mal erotisiert es, mal stößt
es ab: das Haar. Ob kurz oder lang, üppig oder schütter, glatt
oder gelockt, gefärbt oder »natur«,
stets weckt es Assoziationen
selbst wenn es fehlt.
Hannes Giessler Furlan
Verein freier Menschen
Idee und Realität kommunistischer Ökonomie
390 S., br., € 28,00
978-3-86674-577-3
Furlan zeigt, wie
die Idee kommunistischer Ökonomie in der Realität einen gewaltigen
Staatsapparat bedingte,
an ihren ehrenwerten Ansprüchen
scheiterte, und was von ihr übriggeblieben ist.
Noam Chomsky
Wirtschaft und Gewalt
Vom Kolonialismus zur neuen Weltordnung
432 S., br., € 28,00
978-3-86674-520-9
Ein Klassiker der Politik- und
Ökonomiekritik wird wieder aufgelegt: Chomskys grundlegende Studie
über das jahrhundertealte Ausbeutungsverhältnis der sogenannten
Ersten Welt zur Dritten. Mit der Eroberung und Unterwerfung Amerikas vor
über fünfhundert Jahren begann das gnadenlose Aussaugen der Armen
dieser Welt durch die europäischen Eliten, im Kolonialismus wurde
es als System eingerichtet. Die sogenannte Neue Weltordnung hat dem Ganzen
zwar einen neuen Anstrich gegeben, an
der empörenden Praxis aber nichts geändert.
Hans-Ernst Schiller
Freud-Kritik von links
Bloch, Fromm, Adorno, Horkheimer,
Marcuse
366 S., br., € 36,00
978-3-86674-561-2
Der Autor legt die erste vergleichende
Untersuchung zur Freud-Rezeption bei fünf
Hauptautoren des westlichen Marxismus
vor.
Ohne Freud-Kritik, so der Befund,
lässt sich die Psychoanalyse nicht für eine kritische Theorie
der Gesellschaft fruchtbar machen.
Stephan Bundschuh
Und weil der Mensch ein Mensch ist
Anthropologische Aspekte der Sozialphilosophie Herbert
Marcuses
299 S., br., € 32,00
978-3-924245-71-9
Bundschuh liefert in seinem Buch
die erste umfassende philosophische Untersuchung des Gesamtwerks von Herbert
Marcuse. Die philosophischen Grundlagen von Marcuses Denken werden ebenso
ausführlich erläutert wie seine Schriften zur Psychoanalyse,
seine Studien über die moderne Industriegesellschaft und seine späten
Reflexionen über den Stellenwert der Kunst. Erstmals
werden auch die Arbeiten der vierziger Jahre, in denen Marcuse für
den amerikanischen Geheimdienst und das State Department tätig war,
im Gesamtzusammenhang seiner theoretischen Entwicklung gewürdigt.
Bundschuh
stellt die in dieser Zeit entstandenen Schriften ausführlich vor und
zeigt, daß sie eine hochbrisante Faschismusinterpretation enthalten
und von großer Bedeutung für Marcuses spätere Analysen
der bundesrepublikanischen Gesellschaft sind.
7.
Oktober 2024: 10. Todestag von Siegfried Lenz »Die erste ... Biografie
über den weltbekannten Erzähler...« Börsenblatt 11/2021
Erich Maletzke
Siegfried Lenz
Eine biographische Annäherung
2., überarb. Aufl.
218 S., br., € 24,00
978-3-86674-629-9
Siegfried Lenz starb am 7. Oktober
2014 im Alter von 88 Jahren. Seine Bücher sind weltweit in einer Auflage
von mehr als 25 Millionen Exemplaren erschienen. Dennoch gab es bisher
noch keine Biographie dieses Autors. Über sein Privatleben sprach
Siegfried Lenz nicht gerne, und obwohl er einige autobiographische Skizzen
veröffentlicht hat, lagen seine Kindheit, die Jugendjahre und die
Kriegszeit weitgehend im Dunkeln. Nach umfang-reichen Recherchen im In-
und Ausland hat Erich Maletzke den Lebensweg des Literaten nachgezeichnet.
Dabei zeigt sich, dass fast alle über Siegfried Lenz veröffentlichten
Lebensläufe zumindest teilweise umgeschrieben werden müssen.
Umstrittener
Inlandsgeheimdienst
Mathias Brodkorb
Gesinnungspolizei im Rechtsstaat?
Der Verfassungsschutz als Erfüllungsgehilfe der
Politik.
Sechs Fallstudien
3. Auflage
250 S., geb., € 25,00
978-3-98737-016-8
Demokratische Willensbildung beruht
auf freiem Diskurs, der von keiner staatlichen Instanz politisch gelenkt
wird. Der Verfassungsschutz aber deutet legitime Grundrechtsausübung
häufig als gefährlichen politischen Extremismus. Seit
der Corona-Pandemie gilt selbst robust vorgetragene Kritik an der Regierung
als Fall für den Inlandsgeheimdienst.
Damit wird der Verfassungsschutz
zur Gefahr für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft. Der Autor
legt den Finger in die Wunde. Dabei spart er auch das heikle Thema eines
möglichen Parteiverbots der AfD nicht aus.
Interaktiv
von Adam und Eva bis Wilhelm Busch:
Eva
und Adam
Völkermord
Armenier
Verschlossene
Kammern
In
Flößberg gefangen
Jessen
Tierleben
Deppe,
Kein Ankommen
Wilhelm
Busch
Clemenz Menze
Nationalcharakter und Sprache bei Wilhelm von Humboldt
36 S., br., € 10,00
978-3-934900-07-3
Christof Wackernagel
Politik des Traums
Kunstwerk Traum Schlüssel zur Utopie
136 S., br., € 16,00
978-3-86674-620-6
Anhand der Protokolle seiner eigenen
Träume macht Wackernagel eine Assoziationskette auf. Er deutet Träume
nicht mehr nur als Spiegel eines je individuellen Zustands, sondern als
Ausdruck des kollektiven Unbewussten. So vermag er den Zustand der Gesellschaft
aus Träumen abzuleiten: Träume entpuppen sich in Wackernagels
ebenso schonungsloser wie hintergründiger Traumanalyse als Soziogramme,
als Albträume, die die Verfassung der Gesellschaft widerspiegeln,
sowie als gesellschaftliche Wunschträume, die auf das träumende
Individuum abgestimmte Maßstäbe für ein anderes Leben anbieten.
»Der Traum deutet nicht die Verhältnisse, er stellt sie dar.
Diese Darstellung kann helfen, die Verhältnisse zu erkennen.«
Christof Wackernagel
exit!
Krise und Kritik der Warengesellschaft
VEREIN FÜR KRITISCHE GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN E.V., KOBLENZ
(HRSG.), HERBERT BÖTTCHER, ROSWITHA SCHOLZ
Jahrgang 22, Heft 22
978-3-98737-033-5
AbonnementIm Print-Abo 17,00 €, Erscheinungsweise
einmal jährlich, bei Interesse wenden Sie sich bitte an vertrieb@zuklampen.de.
Zeitschrift für kritische
Theorie, Heft 58/59
30. Jahrgang (2024) herausgegeben
von Sven Kramer und Dirk Stederoth unter Mitarbeit von Gerhard Schweppenhäuser
230 S. br., € 32,00
978-3-98737-021-2
Die Zeitschrift ist ein Diskussionsforum
für die materiale Anwendung kritischer Theorie auf aktuelle Gegenstände
und bietet einen Rahmen für Gespräche zwischen den verschiedenen
methodologischen Auffassungen heutiger Formen kritischer Theorie. Sie dient
als Forum, das einzelne theoretische Anstrengungen thematisch bündelt
und kontinuierlich präsentiert.
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